Beratungsprojekt Smarte Technologien in der Landwirtschaft
Digitale Lösungsansätze für vielfältige Herausforderungen: Der Kanton Thurgau startet gemeinsam mit Agroscope, dem Kanton Schaffhausen sowie der Beratungszentrale AGRIDEA die neue Versuchsstation Smarte Technologien. Sie soll die Chancen der Digitalisierung in der Landwirtschaft gezielt für den Einsatz in der Praxis prüfen und weiterentwickeln. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen einerseits eine effizientere und damit ressourcen- und klimaschonendere Lebensmittelproduktion ermöglichen. Gleichzeitig soll den Betrieben das Farm Management erleichtert werden.
Von Drohnen über Feldroboter bis hin zu neuen Managementsystemen – die Digitalisierung der Landwirtschaft ist voll im Gang. Gleichzeitig ist sie eine anspruchsvolle Aufgabe, da es viele komplexe Prozesse der landwirtschaftlichen Produktion richtig zu steuern gilt. Ein Ziel der neuen Versuchsstation ist, diese Prozesse mittels intelligenter Technologien besser zu erfassen und die Technologien unter Praxisbedingungen zu optimieren. Die Digitalisierung soll einerseits die Lebensmittelproduktion ressourcen- und klimaschonender sowie effizienter gestalten, andererseits den Betrieben das Management erleichtern. Mit Unterstützung von Agrocope, der landwirtschaftlichen Beratungszentrale AGRIDEA und den kantonalen Bauernverbänden entsteht in diesem Gebiet eine Region für die Anwendung und Optimierung von digitalen Produktionsverfahren, in der Erkenntnisse für die ganze Schweiz erarbeitet werden.
«Mit Hilfe von neuen Technologien lassen sich Produktionsmethoden nachhaltiger gestalten. Unser Ziel ist es, diese zusammen mit Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern in einem kantonsübergreifenden Betriebsnetz einzusetzen und zu einer breiteren Praxisanwendung weiterzuentwickeln», sagt Ueli Bleiker. Er ist überzeugt, dass die Digitalisierung ein wichtiger Schlüssel zur Bewältigung der grossen Herausforderungen der Landwirtschaft ist. Klima- und Strukturwandel, Biodiversitätsverlust oder neue Schädlinge bei gleichzeitig hohen Produktionszielen – diesen Herausforderungen soll mit neusten digitalen Entwicklungen begegnet werden.
Für Daniel Vetterli, Co-Präsident des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft, können so den Landwirtinnen und Landwirten Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige Produktion zur Verfügung gestellt werden. «Wir begrüssen dieses Projekt und sind motiviert, in enger Zusammenarbeit mit der Forschung Lösungen für eine noch ressourcenschonendere Landwirtschaft zu finden», sagt Daniel Vetterli. Beispielsweise lässt sich mittels datenbasierten Modellen frühzeitig erkennen, ob sich Pflanzenkrankheiten ausbreiten, wie die Stickstoffmineralisierung im Boden verläuft oder wie es um die Gesundheit der Kühe steht.
Grundlagen wurden in Tänikon auf der Swiss Future Farm gelegt
Die Versuchsstation startet mit einem Projekt zur ortsspezifischen Stickstoffdüngung, das zum Ziel hat, mit digitalen Technologien den Bedarf der Pflanzen zu ermitteln und so die Effizienz der Stickstoffdüngung zu erhöhen. Damit sollen Auswirkungen von Stickstoffüberschüssen auf die Umwelt vermindert werden. Die Grundlagen zu diesem Projekt wurden in mehrjähriger Vorarbeit von Agroscope zusammen mit der ETH Zürich auf der Swiss Future Farm in Tänikon gelegt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, die Stickstoffeffizienz um rund 15 Prozent zu erhöhen. Dieser Ansatz wird nun weiter ausgebaut und in der Versuchsstation umgesetzt. Die Aktivitäten
werden durch das Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen eines Beratungsprojekts finanziell unterstützt. «Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, Landwirte im Einsatz dieser Technologien zu begleiten, zu unterstützen und sie in die Weiterentwicklung einzubeziehen und damit zu gewährleisten, dass die Technologie in der Praxis ankommt und angenommen wird», ist Christian Eggenberger, Beratungsleiter am Arenenberg, überzeugt. Für Nadja El Benni, Leiterin des Forschungsbereichs Wettbewerbsfähigkeit und Systembewertung von Agroscope, wird die Versuchsstation dazu beitragen, digitale Lösungen zu finden, die die Landwirtinnen und Landwirte in ihrer Arbeit unterstützen. «Die Zusammenarbeit mit den Kantonen, der Branche, der Praxis und der Technologie-Industrie ist dabei zentral, damit die Erkenntnisse möglichst schnell angewendet werden können.» Die Resultate aus der Forschung werden mit Hilfe von AGRIDEA, den kantonalen Beratungsdiensten und der Branche über die Kantonsgrenzen hinweg der Landwirtschaft in der ganzen Schweiz zur Verfügung gestellt.
In der Anwendungsregion Thurgau / Schaffhausen wird die Swiss Future Farm www.swissfuturefarm.ch die Rolle eines Testbetriebes einnehmen, wo neue Verfahren auf die Praxistauglichkeit erstmalig geprüft werden, bevor sie in den Betrieben der Anwendungsregion umgesetzt und weiterentwickelt werden.
Weitere Informationen zur Versuchsstation Smarte Technologien in der Landwirtschaft
Kontakt: Christian Eggenberger, Arenenberg, Leiter Beratung Entwicklung Innovation, Tel. +41 58 345 85 04, christian.eggenbergerNULL@tg.ch